Doch was wäre, wenn diese Helden nicht in Griechenland oder Kleinasien gelebt hätten, sondern im Saarland?

Die wahre Geschichte der Villa Borg

Die Ilias und die Odyssee sind zwei der berühmtesten Werke der antiken Literatur, die von Homer verfasst wurden. 



















Sie erzählen die Geschichten von Helden wie Achilleus, Odysseus, Hektor und Helena, die im Trojanischen Krieg und in dessen Folgen verwickelt waren. Doch was wäre, wenn diese Helden nicht in Griechenland oder Kleinasien gelebt hätten, sondern im Saarland? 

Wie hätte sich ihr Schicksal an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit vollzogen?

In diesem Buch versuche ich, diese Frage zu beantworten, indem ich den Text und die Handlung der Ilias und der Odyssee auf die Römische Villa Borg übertrage. 


Die Villa Borg ist eine rekonstruierte römische Villenanlage im Ortsteil Borg der saarländischen Gemeinde Perl. Sie wurde auf den Grundmauern einer spätkeltischen Siedlung errichtet und war vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. bewohnt. Die Villa Borg ist heute ein archäologisches Freilichtmuseum, das einen Einblick in das Leben auf einem römischen Landgut bietet.

Das Buch besteht aus 30 Kapiteln, die jeweils eine Episode aus den homerischen Epen adaptieren und in die römische Zeit und Kultur übertragen. 

Dabei werden die Namen und Eigenschaften der Figuren angepasst, um sie glaubwürdig in den neuen Kontext einzufügen. 

So wird zum Beispiel Achilleus zu Aulus, ein römischer Legionär, der sich im Krieg gegen die Germanen auszeichnet, aber auch für seinen Zorn und seinen Stolz bekannt ist. 

Odysseus wird zu Ovidius, ein kluger und gewitzter Händler, der nach dem Krieg viele Abenteuer erlebt, bevor er zu seiner Frau Octavia in die Villa Borg zurückkehrt. 

Hektor wird zu Hector, ein germanischer Fürst, der sich tapfer gegen die römische Invasion wehrt, aber schließlich von Aulus getötet wird. 

Helena wird zu Helena, eine schöne und begehrte Tochter eines reichen Villenbesitzers, die von Paris, einem keltischen Prinzen, entführt wird und so den Krieg auslöst.

Die Kapitel folgen dem chronologischen Ablauf der Ilias und der Odyssee, wobei einige Ereignisse ausgelassen oder zusammengefasst werden, um die Länge des Buches zu begrenzen. 

Die Sprache des Buches orientiert sich an der modernen deutschen Prosa, versucht aber auch, einige Elemente des homerischen Stils zu bewahren, wie zum Beispiel Epitheta (Beinamen), Vergleiche oder Wiederholungen. 

Das Buch enthält auch zahlreiche Anmerkungen und Querverweise zu den archäologischen Funden und Erkenntnissen aus der Villa Borg sowie zu den historischen und kulturellen Hintergründen der römischen und germanischen Welt.

Das Ziel des Buches ist es, die Leserinnen und Leser zu unterhalten und zu informieren, aber auch zum Nachdenken anzuregen. 

Wie ähnlich oder verschieden sind die Menschen in verschiedenen Zeiten und Räumen? Wie beeinflussen die Umstände das Handeln und das Schicksal der Menschen? 

Wie können wir uns in andere Menschen hineinversetzen und ihre Motive verstehen? 

Wie können wir aus der Vergangenheit lernen und für die Zukunft gestalten?

Das Buch beginnt mit dem folgenden Kapitel:

Kapitel 1: Der Zorn des Aulus

Es war das zehnte Jahr des Krieges zwischen den Römern und den Germanen. 

Die Römer hatten viele Städte und Dörfer erobert und geplündert, aber sie konnten nicht den entscheidenden Sieg erringen. Die Germanen leisteten erbitterten Widerstand und verteidigten ihre Heimat mit Mut und Ehre. 

An der Spitze ihrer Streitmacht stand Hector, der Sohn des Königs Segimerus. 

Er war der beste Krieger unter den Germanen, stark wie ein Bär, schnell wie ein Hirsch und tapfer wie ein Löwe. Er hatte schon viele Römer getötet oder verwundet, darunter auch einige Freunde von Aulus.

Aulus war der beste Krieger unter den Römern, berühmt für seine Kraft und seinen Mut. 

Er war der Sohn des Senators Aulus Cornelius Cossus, der ihm eine große Villa in Borg geschenkt hatte. Dort lebte er mit seiner Mutter Cornelia, seiner Schwester Aurelia und seinem Freund Ovidius, einem Händler aus Gallien. 

Aulus war ein Legionär der Legio XXII Primigenia, die unter dem Befehl des Generals Quintus Petilius Cerialis stand. Er hatte sich schon in vielen Schlachten ausgezeichnet und viele Ehrenzeichen erhalten. Er war auch der Anführer der Myrmidonen, einer Sondereinheit von 50 ausgewählten Kriegern, die ihm treu ergeben waren.

Aulus hatte aber auch einen großen Fehler: Er war sehr stolz und zornig. 

Er konnte es nicht ertragen, wenn jemand ihm widersprach oder ihn beleidigte. Er wollte immer der Erste und der Beste sein, und er verlangte von allen Respekt und Gehorsam. 
Das brachte ihm oft Ärger mit seinen Vorgesetzten und Kameraden ein, die ihn zwar bewunderten, aber auch fürchteten.

Eines Tages kam es zu einem heftigen Streit zwischen Aulus und Cerialis. Cerialis war der Statthalter der Provinz Germania Inferior und der Oberbefehlshaber der römischen Armee. Er war ein erfahrener und kluger Feldherr, aber auch ein harter und gieriger Mann. Er wollte den Krieg so schnell wie möglich beenden, um sich die Beute und den Ruhm zu sichern.

Cerialis hatte einen Plan ausgearbeitet, um die germanische Hauptstadt Bonna zu erobern. Er wollte einen Teil seiner Truppen als Köder benutzen, um Hector aus der Stadt zu locken, während er mit dem Rest einen Überraschungsangriff auf die Stadtmauern starten würde. 
Er wählte Aulus und seine Myrmidonen aus, um den Köder zu spielen.

Aulus war darüber sehr verärgert. Er wollte nicht in eine Falle gelockt werden, sondern Hector im offenen Kampf stellen. Er hielt den Plan von Cerialis für feige und töricht. Er sagte ihm das auch ins Gesicht.

"Was fällt dir ein, mich so zu behandeln?", rief er. "Ich bin kein Hund, den du an die Leine legen kannst! Ich bin ein Löwe, der seine Beute reißt! Ich bin Aulus, der Sohn des Cossus, der Führer der Myrmidonen! Ich habe mehr Germanen getötet als du je gesehen hast! Ich habe mehr Narben als du Haare auf dem Kopf hast! Ich habe mehr Ehre in meinem kleinen Finger als du in deinem ganzen Körper hast! Du bist kein General, du bist ein Schlächter! Du willst nicht den Sieg, du willst nur die Beute! Du schickst mich in den Tod, weil du mich fürchtest! Du fürchtest meinen Ruhm, meinen Mut, meinen Zorn!"

Cerialis wurde rot vor Wut. Er konnte es nicht ertragen, dass ein einfacher Soldat ihn so anredete. Er wollte ihn sofort bestrafen.

"Schweig, du frecher Hund!", schrie er zurück. "Du bist kein Löwe, du bist eine Ratte! Du bist Aulus, der Sohn des Nichts, der Führer der Narren! Du hast mehr Germanen getötet als ich je gesehen habe? Das glaube ich dir gerne! Du hast sie getötet, wenn sie schliefen oder flohen oder sich ergaben! Du hast mehr Narben als ich Haare auf dem Kopf habe? Das glaube ich dir auch! Du hast sie dir selbst zugefügt, um dich wichtig zu machen! Du hast mehr Ehre in deinem kleinen Finger als ich in meinem ganzen Körper habe? Das glaube ich dir nicht! Du hast keine Ehre, du hast nur Hochmut! Du bist kein Soldat, du bist ein Rebell! Du willst nicht den Sieg, du willst nur den Ruhm! Du widersprichst mir nicht aus Mut, sondern aus Neid! Du fürchtest meinen Befehl, meinen Verstand, meine Macht!"

Er hob seine Hand und schlug Aulus ins Gesicht.

Aulus spürte einen stechenden Schmerz in seiner Wange. Er spürte auch einen Tropfen Blut an seinem Mundwinkel. Er spürte vor allem einen brodelnden Zorn in seinem Herzen.


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