Gespräch mit dem Archäologen der Villa Borg – Römer und Wildtiere: Zwischen Jagd, Mythos und Alltag
TEIL 18: Gespräch mit dem Archäologen der Villa Borg – Römer und Wildtiere: Zwischen Jagd, Mythos und Alltag
In der rekonstruierten Villa Borg, umgeben von römischen Gärten und antiken Mauern, treffe ich Dr. Marcus Petronius, den leitenden Archäologen des Archäologieparks. Unser Gespräch dreht sich um das Verhältnis der Römer zu Wildtieren, insbesondere zu Arten wie Bibern und Fischottern, und welche Erkenntnisse die Ausgrabungen in der Villa Borg dazu liefern.
1. Wildtiere im römischen Alltag
Dr. Petronius beginnt mit einer allgemeinen Einschätzung:
„Die Römer lebten in einer engen Beziehung zur Natur. Wildtiere waren nicht nur Teil der Landschaft, sondern spielten in verschiedenen Aspekten des römischen Lebens eine Rolle – sei es in der Jagd, in der Mythologie oder im täglichen Leben.“
2. Archäozoologische Funde in der Villa Borg
Bei den Ausgrabungen in der Villa Borg wurden zahlreiche Tierknochen entdeckt. Dr. Petronius erläutert:Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
„Neben den Überresten von Haustieren wie Schweinen, Rindern und Pferden fanden wir auch Knochen von Wildtieren. Dazu zählen Hasen, Wildschweine, Hirsche und Rehe. Diese Funde zeigen, dass die Jagd eine wichtige Rolle im Leben der Villenbewohner spielte.“Mos Maiorum+2villa-borg.de+2villa-borg.de+2
Interessanterweise wurden jedoch keine spezifischen Hinweise auf Biber oder Fischotter gefunden. Dr. Petronius erklärt:
„Das Fehlen von Biber- oder Fischotterknochen bedeutet nicht zwingend, dass diese Tiere nicht in der Region vorkamen. Es könnte vielmehr darauf hindeuten, dass sie entweder nicht gejagt wurden oder ihre Überreste nicht in den analysierten Bereichen der Villa entsorgt wurden.“
3. Die Bedeutung von Bibern und Fischottern in der römischen Kultur
Obwohl direkte archäologische Beweise fehlen, gibt es literarische Hinweise auf die Bekanntheit dieser Tiere bei den Römern. Dr. Petronius führt aus:
„Antike Autoren wie Aristoteles und Plinius der Ältere erwähnen den Biber in ihren Schriften. Sie waren fasziniert von dessen Fähigkeit, Dämme zu bauen, und schrieben ihm besondere Eigenschaften zu. Der Fischotter wurde ebenfalls beschrieben, insbesondere in Bezug auf seine Jagdtechniken und sein Verhalten.“
4. Nutzung und Symbolik
Die Römer nutzten verschiedene Teile von Tieren für medizinische und andere Zwecke. Besonders bekannt ist das sogenannte „Castoreum“, ein Sekret aus den Drüsensäcken des Bibers. Dr. Petronius erläutert:Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
„Castoreum wurde in der antiken Medizin hochgeschätzt und bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt. Dies führte dazu, dass Biber gezielt gejagt wurden, um an dieses begehrte Produkt zu gelangen.“
In der Mythologie und Symbolik hatten Wildtiere ebenfalls ihren Platz. Der Biber galt aufgrund der erwähnten Legenden als Symbol für Opferbereitschaft, während andere Tiere, wie der Hirsch, oft mit Göttinnen wie Diana in Verbindung gebracht wurden.
5. Wildtiere in römischen Villen
Auf die Frage, ob Wildtiere in römischen Villen gehalten wurden, antwortet Dr. Petronius:villa-borg.de
„Es gibt Hinweise darauf, dass wohlhabende Römer exotische Tiere in ihren Villen hielten, sowohl aus Prestigegründen als auch aus Interesse an der Natur. Allerdings waren dies meist Tiere wie Vögel oder kleinere Säugetiere. Für größere Wildtiere wie Biber oder Fischotter gibt es keine Belege für eine Haltung in Villen.“
6. Fazit und heutige Bedeutung
Abschließend betont Dr. Petronius die Bedeutung des Verständnisses der römischen Beziehung zu Wildtieren für die heutige Zeit:
„Die Römer hatten eine komplexe Beziehung zur Natur. Sie nutzten sie, verehrten sie aber auch. Indem wir ihre Praktiken und Überzeugungen studieren, können wir wertvolle Erkenntnisse für unseren heutigen Umgang mit der Umwelt gewinnen.“
Unser Gespräch endet mit einem Spaziergang durch die Gärten der Villa Borg, wo die Vergangenheit lebendig wird und die Verbindung zwischen Mensch und Natur spürbar ist.
Fortsetzung folgt…
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