Töpferei und rekonstruktive Materialforschung







Die Villa Borg bietet als archäologisches Zentrum im Saar-Mosel-Raum eine wissenschaftlich fundierte Rekonstruktion antiker römischer Handwerkskunst. 

Die Anlage, welche in enger Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung Merzig-Wadern und der Goethe-Universität Frankfurt betrieben wird, umfasst eine Vielzahl von Werkstätten, in denen antike Techniken durch experimentelle Archäologie erforscht und für Besucher anschaulich gemacht werden. 

Diese wissenschaftliche Ausrichtung unterstützt das Verständnis römischer Technologien und sozialer Strukturen in alltäglichen Handwerken wie Glasbläserei, Töpferkunst, Schmieden und Textilherstellung.

Glasbläserei und das Borg Glas Furnace Project

Einen Schwerpunkt bildet das Borg Glas Furnace Project, welches die Glasproduktion der Römer mit modernen Forschungstechniken untersucht. 

Die im Gelände rekonstruierte Glasbläserei basiert auf einer Werkstatt, die in Trier („Hopfengarten“) entdeckt wurde, und beinhaltet holzbefeuerte Schmelz- und Kühlöfen, die für die Herstellung von Rippenschalen, Fensterglas sowie frei- und formgeblasenen Flaschen und Gefäßen verwendet wurden​

. Die wissenschaftliche Erforschung dieser Techniken gibt Aufschluss über die Zusammensetzung und Herstellung von römischem Glas und dient zudem als praxisorientierter Lernbereich für Studierende und Archäologen. 

Das Glasofenprojekt zeigt, wie die Römer nachhaltige Produktionsmethoden in einem handwerklichen Betrieb umsetzten und wie aufwändig die Herstellung von Glasobjekten im Alltag war.

Töpferei und rekonstruktive Materialforschung

Die Töpferei der Villa Borg nutzt rekonstruktive Ansätze zur Erforschung römischer Brenntechniken und Keramikformen. Hierbei werden Gefäße nach antiken Vorbildern hergestellt und gebrannt, um die Herstellungsmethoden, den Energiebedarf und die Materialien dieser Zeit zu analysieren. 

Durch die Beteiligung der Kulturstiftung kann die Töpferei als Bildungsangebot für Besucher genutzt werden, wobei römische Handgriffe und Herstellungstechniken interaktiv und praxisnah vermittelt werden.

Schmiedekunst: Die Metallbearbeitung der Römer

Die Rekonstruktion der Schmiedewerkstatt stellt ein weiteres wichtiges Element dar, da metallverarbeitende Techniken der Römer auf diese Weise im Detail nachvollziehbar werden. 

Die Werkstatt zeigt die Herstellung von Werkzeugen, Alltagsgegenständen und Waffen. Das Projekt veranschaulicht, wie die Römer Eisen und Bronze zu robusten, funktionalen und auch dekorativen Gegenständen verarbeiteten. 

Durch experimentelle Archäologie lässt sich die Materialbeschaffenheit sowie die mechanische Bearbeitung analysieren, wodurch eine fundierte Grundlage zur Beurteilung römischer Handwerkskunst geschaffen wird​

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Textilverarbeitung: Weben und Färben

Die Weberei in der Villa Borg stellt historische Webtechniken und Färbeverfahren vor, die auf antiken Textilfunden basieren. Mit nachgebauten Webstühlen und Färbemethoden wird die Produktion von Textilien aus der Römerzeit nachempfunden. Die Weberei veranschaulicht den hohen Arbeitsaufwand und die Bedeutung textiler Fertigkeiten in der römischen Gesellschaft. 

Die rekonstruierte Werkstatt zeigt, wie die Römer Kleidung und Stoffe für den alltäglichen und repräsentativen Gebrauch herstellten. Diese wissenschaftliche Aufarbeitung ermöglicht ein tieferes Verständnis römischer Kleidung und den gesellschaftlichen Wert handwerklicher Arbeit in der Textilproduktion​

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Mosaikgestaltung als kulturelle Ausdrucksform

Die Mosaikwerkstatt zeigt die künstlerische Seite der römischen Handwerkskunst und erlaubt eine detaillierte Untersuchung der Muster und Materialwahl antiker Mosaike. 

Die Mosaikgestaltung in der Villa Borg nutzt Originalmuster und zeigt, wie die Römer Dekor in Villen als Statussymbol einsetzten. Wissenschaftliche Workshops und Projekte beleuchten die Materialbeschaffung und das Legen der Mosaike, was Einblicke in die Ästhetik und kulturelle Symbolik der Römer gibt​

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Wissenschaftliche und kulturelle Bedeutung

Die umfassende wissenschaftliche Untersuchung antiker Techniken und Materialien in der Villa Borg bietet eine praxisorientierte Ausbildung in römischer Handwerkskunde. 

Durch regelmäßige Veranstaltungen wie die Römertage werden die handwerklichen Praktiken vorgeführt, was nicht nur der Archäologie, sondern auch dem öffentlichen Geschichtsbewusstsein dient. 

Die Villa Borg schafft damit eine lebendige Verbindung zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Kulturerbe, die zeigt, wie antike Handwerke als kulturelle und wirtschaftliche Eckpfeiler des römischen Lebens fungierten.

Die Villa Borg demonstriert erfolgreich, wie experimentelle Archäologie zum Verstehen antiker Lebensweisen beitragen kann, und verdeutlicht den historischen Stellenwert handwerklicher Praktiken. 


Diese wissenschaftlichen Rekonstruktionen liefern wertvolle Erkenntnisse über römische Technologie und Gesellschaftsstrukturen und tragen zur Aufklärung über die Bedeutung handwerklicher Arbeit im römischen Alltag bei.


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