Im römischen Alltag spielte das Schmiedehandwerk eine zentrale Rolle, und die Villa Borg lässt diese antike Technik aufleben.
Villa Borg Tageschronik
Datum: Oktober 2024
Titel: Antikes Handwerk in der Villa Borg: Ein lebendiges Museum der römischen Künste
Römische Handwerkstechniken neu belebt in der Villa Borg
Die Villa Borg bietet ihren Besuchern neben archäologischen Highlights eine beeindruckende Reise in die Welt römischer Handwerkskunst. Hier werden längst vergessene Techniken wiederbelebt und mit moderner experimenteller Archäologie erforscht, darunter Glasbläserei, Töpferkunst, Schmiedearbeiten und Weberei.
Die Zusammenarbeit zwischen der Villa Borg, der Kulturstiftung Merzig-Wadern und der Goethe-Universität Frankfurt macht es möglich, diese antiken Handwerke detailgetreu und für die Öffentlichkeit zugänglich zu rekonstruieren.
Glasbläserei: Die Kunst des antiken Glases
Eine der bekanntesten Attraktionen ist die Glasbläserei, die durch das Borg Glas Furnace Project im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität ins Leben gerufen wurde.
Hier erforschen Wissenschaftler und Handwerker die Herstellung und die Technik hinter den antiken Glasgefäßen.
Die in der Villa Borg nachgebaute Glaswerkstatt orientiert sich an einer historischen Anlage, die in der Grabungsstätte „Hopfengarten“ in Trier entdeckt wurde. Die Werkstatt besteht aus Schmelz- und Kühlöfen, die holzbefeuert betrieben werden, sowie Perlenöfen, die teils von Studierenden rekonstruiert wurden.
„Mit den wiederaufgebauten Öfen können wir die Funktionsweise antiker Werkstätten nachempfinden,“ erklärt Dr. Elisabeth Kramer, die leitende Archäologin des Projekts.
Zu den rekonstruierten Techniken gehören das freie Glasblasen sowie die Herstellung von Rippenschalen und Fensterglas, wie sie in der Römerzeit üblich waren. Besucher können am Ende jeder Projektwoche das Ergebnis der Glasbläserei bewundern und sogar erwerben – von Trinkgläsern bis hin zu dekorativen Kannen.
Weitere Details zur Villa Borg und dem Borg Glas Furnace Project.
Töpferkunst: Römisches Alltagsgeschirr
Ein weiteres Highlight ist die Töpferei in der Villa Borg, bei der römische Töpfertechniken und Ofenstrukturen erforscht werden.
Die Anlage nutzt traditionelle Brenntechniken, um Haushaltsgefäße und Vorratsbehälter nach historischem Vorbild herzustellen.
„Durch die Töpferei können wir römische Alltagsszenen authentisch rekonstruieren und das Verständnis für die damalige Keramikproduktion erweitern,“ erläutert Helmut Schneider von der Kulturstiftung Merzig-Wadern.
Für interessierte Besucher gibt es Workshops, bei denen das eigene handwerkliche Geschick auf die Probe gestellt werden kann.
Schmieden: Die Kunst der Metallbearbeitung
Im römischen Alltag spielte das Schmiedehandwerk eine zentrale Rolle, und die Villa Borg lässt diese antike Technik aufleben.
Durch die Nachbildung eines Schmiedezentrums wird Besuchern gezeigt, wie Werkzeuge, Waffen und Gebrauchsgegenstände hergestellt wurden. „Römische Schmiede waren Meister ihres Fachs. Sie stellten Klingen, Nägel und Schmuckstücke her – meist aus Eisen und Bronze,“ sagt Christian Schramm von den Grünen, der die Experimentalforschung der Villa Borg begleitet.
Die Schmiede können direkt beobachtet werden, und die Besucher erfahren dabei, wie die Römer Materialien behandelten, um widerstandsfähige und dekorative Objekte herzustellen.
Weberei: Textilherstellung auf antiken Webstühlen
Die Weberei der Villa Borg führt in die Welt der römischen Textilproduktion. Historische Webtechniken und Färbeverfahren werden rekonstruiert und für Besucher anschaulich demonstriert. Die römischen Webstühle ermöglichen die Herstellung von Tüchern, Kleidungsstücken und dekorativen Stoffen, die die Römer in hoher Qualität für den Alltag und repräsentative Zwecke nutzten. Interessierte Besucher können sich selbst an einem Webstuhl ausprobieren und erleben, wie viel Geschick und Zeit nötig waren, um ein Gewebe zu fertigen.
„Die Weberei zeigt, dass Textilproduktion in der Römerzeit viel Arbeitskraft erforderte und die römische Gesellschaft in hohem Maße prägte,“ betont Dr. Maren Falkenberg von der Kulturstiftung.
Mosaikgestaltung: Kunstvolle Bodenbilder
Ein weiteres Highlight der Villa Borg ist die Mosaikgestaltung, die an verschiedenen Orten der Anlage präsent ist und in Workshops nachgebildet wird.
Besucher lernen hier die Technik des Mosaiklegens und können kleine Mosaike selbst gestalten. Die Villa zeigt, wie die Römer Mosaike als Statussymbole in ihren Villen nutzten, um Geschichten zu erzählen und die Räume dekorativ zu gestalten.
Der Workshop „Römische Mosaike“ lässt die Besucher antike Muster und Motive nachempfinden und vermittelt ein Gefühl für die kunstvolle Handwerkskunst der Römer
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Römertage: Ein Fest der Geschichte und Handwerkskunst
Die Handwerksstätten der Villa Borg werden jährlich bei den Römertagen zum Leben erweckt, wenn Legionäre, Gladiatoren und Handwerker die antike Kultur vorführen. Die Besucher können erleben, wie römische Legionäre in ihren Lagern lebten und wie Gladiatoren ihre Kampfkünste präsentierten.
Die Taverne bietet römische Spezialitäten an, und Händler präsentieren typische Waren der damaligen Zeit. Zu den Reenactments zählen auch die Schmiedearbeiten und das Backen von Brot in einem römischen Ofen, das den Besuchern ein authentisches Erlebnis des römischen Alltags bietet.
Diese historischen Nachbildungen und die archäologischen Experimente in der Villa Borg machen das Gelände zu einem „lebendigen Museum“.
Besucher erleben die Rekonstruktion römischer Alltagskultur und die Wiederentdeckung längst vergessener Handwerkskünste, die Perl-Borg als Zentrum antiker Technik und Forschung weit über die Region hinaus bekannt machen.
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